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1. Geschichte des Mittelalters - S. 8

1888 - Wiesbaden : Kunze
s Aus der deutschen Vorzeit. Die erste Gemeinschaft der Germanen bildete die Familie. An der Spitze derselben stand der Vater als Oberhaupt und sorgte für Recht und Schutz der Glieder seines Geschlechts (der Sippe). Wurde ein Glied verletzt oder getötet, so waren die übrigen zur Rache, selbst Blutrache verpflichtet, die nur durch öffentliche Unterwerfung zu einer Buße, dem Wergeld, abgewandt werden konnte. Mehrere benachbarte, freie Grundbesitzer bildeten eine Gemeinde oder Markgenossenschaft und befanden sich im Genusse des Gemeindelandes, dem Allmend. Aus mehreren Gemeinden wurde ein Gau, die erste politische Gemeinschaft, gebildet. In jedem Gau wurden zur Neu- oder Vollmondszeit an einem geweihten Orte, der Malstatt, Versammlungen abgehalten, zu welchen jeder freie Mann in Waffen erschien. An der Spitze der Gauversammlung stand ein Fürst oder Gaugraf, wozu die erfahrensten und angesehensten Männer der edeln Geschlechter gewählt wurden. Der Fürst hatte die Versammlungen und Gerichte zu leiten und war außerdem Führer im Kriege. In dieser Versammlung wurde der freie Jüngling wehrhaft gemacht; hier wurde Recht gesprochen über alles, was Leben und Eigentum anging. Konnte die Versammlung in einer Sache das Recht nicht finden, so nahm sie ihre Zuflucht zum Gottesurteil, zumeist zum Zweikampf, wobei dem Sieger das Recht zugesprochen wurde. Vereinigten sich mehrere Gaue zu einem Kriege, so wurde der tapferste Fürst oder Freie zum Herzog gewählt, der für die Dauer des Krieges den Oberbefehl führte und nach Beendigung desselben in seine frühere Stellung zurücktrat. Die Vereinigung aller Kämpfer bildete den Heerbann. Dieser wurde durch Boten oder den Heerpfeil, der Tag und Nacht von Hof zu Hof gebracht wurde, einberufen, und Priester brachten aus den geheiligten Hainen die Götterbilder herzu. Vor dem Beginn der Schlacht stimmten die Kämpfer feurige Schlachtgesänge an, in welchen sie ihre Götter und Helden feierten, und wobei sie aus der Fülle der Klänge aus den Ausgang des Kampfes schlossen. Sie verstärkten den Ton, indem sie den Schild (altnordisch bardhi) vor den Mund hielten, woher diese Sangesweife den Namen Barditus erhielt. Die Kämpfer waren in keilförmiger Schlachtordnung aufgestellt. Frauen und Kinder, die auf den Wanderzügen zugegen waren, blieben während des Kampfes in der „Wagenburg", von wo die Frauen dem Kampf folgten und die Wankenden anfeuerten. Vom Platze zu weichen galt, wenn man zum Kampfe wieder zurückkehrte, mehr für klug als feige. Wer den Schild in Feindeshand ließ, wurde von Opfern und Volksversammlungen aus-

2. Geschichte des Mittelalters - S. 69

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 13. Die römische Kirche. Bomfacius. Die Klöster. 69 des Bodens und zur weiteren Ausbreitung des Christentums; sie nahmen sich der Armen und Kranken an, gaben dem Wanderer gastliche Herberge, widmeten sich dem Jugendunterricht, bewahrten die Reste der Litteratur des Altertums und bildeten neue Pflanzstätten für die Wissenschaften. Das Klosterwesen hatte seinen Ursprung in Ägypten, wo es sich in den ersten christlichen Jahrhunderten aus dem Streben entwickelte, fern von dem Geräusche der Welt in Bußübungen Gott zu dienen. Das Klima des Landes, sowie der von alters her dem Leben abgewandte Sinn der Ägypter begünstigten ein solches Streben, und die Christenverfolgungen seit dem Ende des 3. Jahrhunderts gaben demselben weitere Verbreitung. Die Weltflüchtigen wurden Anachoreten, Monachi (Einsiedler) genannt. Der Stifter des Mönchswesens ist der Ägypter Antonius, der von Jugend auf die Einsamkeit und die Beschäftigung mit religiösen Dingen liebte. Die Bibelworte: „Verkaufe alles, was Du hast, und gieb es den Armen", veranlaßten ihn, daß er sein väterliches Erbe unter die Armen verteilte und sich im Jahre 285 als Einsiedler in die Wüste zurückzog. Zur Zeit der großen Christen- verfolgung (311) kehrte er nach Alexandrien zurück, um die Christen zur Standhaftigkeit im Glauben zu ermutigen, dann aber suchte er die Einsamkeit von neuem auf. Bald wurde feine Hütte die Wallfahrtsstätte für solche, die Trost und Hilfe suchten, und er gelangte allmählich in den Ruf eines Heiligen. Seiner Anregung folgten andere, die sich in seiner Nähe ansiedelten. Er stellte eine Verbindung zwischen den Einsiedlern her, nahm sie unter seine Aufsicht und machte ihnen außer den Andachtsübungen auch Handarbeiten zur Pflicht, um sie vor Müßiggang zu bewahren. Im Jahre 356 starb er in dem hohen Alter von 105 Jahren. Sein Schüler Pachomius (t 348) hatte viele Einsiedler in gemeinschaftlichen Wohnungen (claustra) unter einem Vorsteher oder Vater (abbas, Abt) vereinigt und eine bestimmte Regel für das Zusammenleben eingeführt, in welcher Einsamkeit, Ehelosigkeit, Fasten, Beten und Handarbeit, sowie Gehorsam gegen die Vorsteher die Hauptforderungen bildeten. Das erste Kloster war auf der Nilinsel Tabennä und umfaßte bei seinem Tode 1300 Mitglieder in 8 Häusern. Frauen folgten dem Beispiel der Männer und gründeten Nonnenklöster. Bald gab es nicht bloß in Einöden sondern auch in volkreichen Städten Klöster. Von Ägypten verbreitete sich das Klosterwesen nach dem Abendlande. Hier artete es während der Völkerwanderung aus, erhielt aber dann durch Benedikt von Nursia in Umbrien

3. Geschichte des Mittelalters - S. 195

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 29. Das Mönchtum und die römische Kirche. 195 neuen kirchlichen Mönchsverein bilden; als sie aber die Einfalt des apostolischen Lebens erstrebten und den Grundsatz aufstellten, daß das Lehramt nicht Vorrecht der Geistlichkeit sei, sondern auch von Laien verwaltet werden könne, daß das Lesen der heiligen Schrift nicht von der Erlaubnis der Geistlichen abhängig gemacht werden dürfe, daß alles Beichten, aller Ablaß, alles Anrufen der Heiligen, die Verehrung der Reliquien, Messen und Almosen nichtig seien, wenn nicht der lebendige Glaube, wahre Buße und Besserung bei Gott Gnade erwerbe: da wurden sie von den Päpsten und Bischöfen verfolgt und mußten in Gefängnissen und auf Scheiterhaufen ihren Glauben mit ihrem Blute besiegeln. Viele flüchteten sich in die Thäler von Piemont und Savoyen, wo sie kleine Gemeinden mit eigentümlicher Kirchenverfassung und strenger Kirchenzucht gründeten. Diese haben sich trotz aller Verfolgungen und Bedrückungen bis aus unsere Tage erhalten. Petrus Waldus selbst soll von Land zu Land flüchtig geirrt fein und feine Lehre gepredigt haben, bis er um 1197 in Böhmen eine Ruhestätte fand. Die Albigenser. Am härtesten wurden zu Anfang des 13. Jahrhunderts die Sektierer im südlichen Frankreich verfolgt, welche nach dem Städtchen Alby den Namen Albigenser führen. Als die Bischöfe nämlich der gewaltig wachsenden Sektiererei nicht mehr Einhalt zu thun vermochten, erklärte Innocenz Iii. die Albigenser für ärger als Sarazenen und entbot den Cistereienserorden zu ihrer Bekehrung. Diese Maßregel erwies sich aber als erfolglos. Ebenso wenig vermochte der päpstliche Legat Peter von Castelnau etwas gegen die Feinde der römischen Kirche auszurichten. Als derselbe 1208 von einem Unbekannten ermordet wurde, schoben die Mönche den Verdacht des Mordes aus den Grasen Raimund von Toulouse, welcher die Albigenser auf feinem Gebiete schützte und duldete. Da nahm Jnnoeenz zu einer Gewaltmaßregel feine Zuflucht und ließ durch den Abt Arnold von Eiteaux zur Ausrottung der Ketzer das Kreuz predigen. Versprechungen der Kirche veranlaßten Taufende, gegen diese Ungläubigen, wie der Papst sie bezeichnete, zu ziehen. An der Spitze dieses neuen Kreuzheeres stand der Gras Simon von Montfort, welcher den Krieg mit entsetzlicher Grausamkeit führte. Bei der Erstürmung von Beziers wurden 7000 Menschen in einer Kirche verbrannt und 20 000 erschlagen. Als man den Abt Arnold fragte, wie man unter den Einwohnern die Rechtgläubigen unterscheiden sönne, entgegnete er: „Schlagt nur tot, der Herr kennt die eeinen." Graf Raimund, welcher sich feiner Unterthanen an* nahm, wurde für einen Ketzer erklärt und fein Land dem Grafen

4. Geschichte des Mittelalters - S. 264

1888 - Wiesbaden : Kunze
264 Vierte Periode des Mittelalters. verließ das siebzehnjährige Mädchen das elterliche Haus, ging mit ihrem Oheim Durand Lapart nach Vancouleurs, meldet sich bei dem dortigen Befehlshaber, dem Ritter Baudricourt, und verlangte, von ihm zum Könige geführt zu werden, weil Gott rhr befohlen habe, Frankreich zu retten. Der Ritter hielt sie anfangs für eine Schwärmerin und wies sie ab. Da sie aber bei ihrem Vorhaben beharrte, und manche aus seiner Umgebung dem heldenmütigen Mädchen das Wort redeten, so willigte er endlich ein, gab rhr Kleidung, Rüstung und Pferd und sandte sie in Begleitung zweier Ritter zum König, welcher auf dem Schlosse Chi non unweit Bourges weilte. Sie erkannte denselben trotz seiner unscheinbaren Kleidung inmitten seines glänzenden Hofstaates sogleich, teilte ihm den ihr gewordenen Auftrag mit und bat ihn, sie schleunigst nach Orleans zu senden. Karl wußte nicht, ob er ihren Offenbarungen trauen oder sie für ein teuflisches Blendwerk halten sollte. Als ihm aber Johanna ein Geheimnis mitteilte, welches niemand außer dem Könige wissen konnte, faßte er Zutrauen, und um ihre göttliche Sendung außer Zweifel zu setzen, ließ er das Mädchen zuerst durch eine Versammlung von Geistlichen, dann durch das Parlament zu Poitiers prüfen. Alle thaten den Ausspruch, Johanna sei von Gott zur Rettung Frankreichs gesandt. Nun wurde beschlossen, dem gottbegeisterten Mädchen die Leitung des Heeres anzuvertrauen und Johanna nach Blois zu schicken, um dort die Anstalten zum Zuge nach Orleans zu treffen. Sie erhielt ihrem Verlangen gemäß ein Schwert, welches man nach ihren Angaben hinter dem Altare der Katharinenkirche zu Fier-Bois aufsuchte, eine vollstänbige Ritterkleibung und eine weiße, mit Lilien gestickte Fahne, worauf Gott mit der Weltkugel in der Hand und zwei knieende Engel ihm zur Seite dargestellt waren mit der Inschrift: „Jesus Maria!" Diese Fahne trug sie, um das Schwert nicht gebrauchen zu müssen. In Blois angelangt, führte sie unter den zügellosen Soldaten strenge Zucht, gute Sitten und Andachtsübungen ein. Fast ohne Widerstand erreichte der Zug Orleans, und während die französische Besatzung nach einer Seite hin einen Ausfall machte, brachte Johanna von der andern Seite her glücklich Lebensmittel in die ausgehungerte Stadt. Man empfing sie wie einen Engel des Himmels; aber ihr erster Weg war nach der Kirche, Gott zu danken. Darnach ließ sie die Engländer auffordern, von der Belagerung Orleans' abzustehen und Frankreich zu verlassen. Anfangs spotteten diese ihrer Mahnung; als das Mädchen aber, die Fahne in der Hand, in Begleitung des Grafen von Dunois wiederholt glückliche Ausfälle machte, verwandelte

5. Geschichte des Mittelalters - S. uncounted

1888 - Wiesbaden : Kunze
Vorwort zur 5. Auflage. Der vorliegende zweite Teil von Cassians Weltgeschichte ist ähnlich wie der dritte Teil in seiner 5. Auflage einer durchgreifenden Neubearbeitung unterzogen worden. Um das Buch als Lehr- und Lesebuch für die heranreifende weibliche Jugend auch fernerhin auf der Höhe des Bedürfnisses zu erhalten, mußten viele Partien eingehender behandelt, andere über die gegebenen Grenzen hinaus erweitert werden. Dabei mußte Nebensächliches fallen und seinen Raum zweckdienlicherem Material überlassen. Die Frauenbilder, die eine Eigentümlichkeit dieses Werkes bilden, blieben im wesentlichen unverändert. Möge auch dieser Teil in seiner Neubearbeitung der Einführung und Vertiefung der weiblichen Jugend in ein an mannigfaltigen Bildungsstoffen reiches Unterrichtsgebiet förderlich sein. Köln, im März 1888. M. Weck.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 49

1888 - Wiesbaden : Kunze
§• 9. Das oströmische Reich. Justinian. 49 licfje Kanzler Tribonian die römischen Gesetze im Corpus juris oder Codex Justinianeus, welcher die Hauptgrundlage der meisten bestehenden Rechtsbücher bildet. Seine Residenz ließ Justinian mit 25 christlichen Tempeln schmücken, worunter die Sophienkirche, das großartigste Denkmal des byzantinischen Baustils, die erste Stelle einnahm. Sechs Jahre lang war von zeitweise loooo Menschen daran gebaut worden. Als sie vollendet war, ries Justinian voll Bewunderung aus: „Gelobt sei Gott, ich habe dich überwunden, Salomo!" Auch mit herrlichen Wasserleitungen, Brücken, Hospitälern und Festungswerken ließ er die Hauptstadt versehen. Freilich verursachte der bedeutende Kostenaufwand viele Steuern, welche hart aus allen Ständen des Reiches lasteten. Aber dasür suchte er in anderer Weise den Wohlstand zu heben, indem er Handel und Gewerbe förderte, viele Arbeiter beschäftigte und den Seidenbau einführte, der eine vorzügliche Erwerbsquelle Chinas bildete, das jede Verbreitung in andere Länder bis dahin zu verhindern gewußt hatte. Es war nämlich einigen Mönchen geglückt, Eier der Seidenwürmer in ihren ausgehöhlten Wanderstäben aus China nach Europa zu bringen, wo dieselben ausgebrütet und erhalten wurden. Seitdem trieb man im Abendland Seidenbau, welcher sich um 1150 von Griechenland nach Italien, 1450 nach Frankreich und 1700 auch nach Deutschland verbreitete. Justinian legte bei allen Gelegenheiten den besten Willen und eine außergewöhnliche Thätigkeit an den Tag, allein der Erfolg entsprach nicht immer seinem guten Willen, und sremdes Verdienst war es vorzüglich, was seine Regierung zu einer gefeierten machte. Er wollte z. B. die Zwistigkeiten der Grünen und Blauen beilegen, sachte sie aber noch mehr an; in den religiösen Streitigkeiten suchte er zu vermitteln und die Glaubenseinheit herbeizuführen, entzweite aber die Geistlichen im Osten und Westen noch mehr; er strebte darnach, mehrere Provinzen des römischen Reiches zu retten, richtete sie aber entweder zu Grunde oder mußte sie wieder aufgeben. Gegen die Perser, die im Bunde mit den Ostgoten 540 den Krieg unter ihrem König Kosro8 erneuert hatten, konnte er sein Reich nur gegen Bewilligung eines jährlichen Tributs schützen. 16 Jahre nach Theo-doras Tod starb Justinian 565 im 83. Jahre seines Lebens und hinterließ das Reich feinem schwachen Neffen Justin Ii. (565—578). sittliche fiebert an dem byzantinischen Kaiserhof geriet in der Folge imniermehr in Verfall. Lasterhafte Fürsten wurden auf den Thron erhoben und gestürzt. Dabei blieb das Interesse den kirchlichen Angelegenheiten zu- Casfians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 4

7. Geschichte des Mittelalters - S. 57

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 12. Mohammed und die Araber. 57 Glaubens- und Sittenlehre der Moslemin, die Gesetze über kirchliche Gebräuche, über die Ehe, die Erbfolge, über bürgerliche Verhältnisse und über Krieg. Der Islam beruht auf heidnischen, jüdischen und christlichen Lehren, aber er besitzt weder die Kraft noch die Tiefe der christlichen. Er lehrt zwar den Glauben an einen Gott, begnügt sich jedoch mit der strengen Beachtung äußerer Satzungen, ohne eine durchgreifende Veredlung des menschlichen Herzens zu erstreben. Moses und Christus kennt er als göttliche Propheten an, der letzte und bedeutendste aber ist Mohammed, welcher durch den Umgang mit dem Engel Gabriel befähigt wurde, die alte Religion der Erzväter wieder herzustellen. Der Islam behauptet, alles, was in der Welt geschieht, erfolgt auf Gottes Machtgebot und ist von Ewigkeit festgestellt (Fatalismus). Diese Lehre von dem blinden Verhängnis (Fatum) steigerte in der Folge den Mut der Krieger bis zur Todesverachtung. Die Vorstellungen vom Paradiese sind sinnlicher Art; von einer seligen Gemeinschaft mit Gott ist keine Rede. Alle Gläubigen, welche mit dem Schwert in der Hand für die Ausbreitung des Islam sterben, kommen ins Paradies. Der Koran gebietet häufige Waschungen, täglich fünfmaliges Beten, Fasten im Monat Ramasan, Almosengeben und die Wallfahrt zum Grabe des Propheten. Das Wesentlichste aus Mohammeds Lehre ist: , Allah ist der einzige Gott, Mohammed sein Prophet. Moses und Christus sind auch Propheten, aber der letzte, größte und geliebteste ist Mohammed. Der Himmel hat sieben Stufen; über der siebenten liegt das herrliche Paradies, in welches der gläubige Muselmann aufgenommen wird; es ist versehen mit herrlichen Gärten, mit den köstlichsten Früchten, durchströmt von anmutigen Wassern, gekühlt von erfrischenden Lüften. Da warten des Gläubigen unermeßliche Schätze, prächtige Kleider, die schönsten Rosse, feine Speisen, seltene Getränke; 80000 Knechte und 72 Dienerinnen bedienen ihn. Auch die Hölle hat sieben Stufen, für die Heuchler, Götzendiener, Magier, Sternanbeter, Juden, Christen als ewig Verdammte und für die gottlosen Mohammedaner, welche 900 bis 9000 Jahre lang bis zu ihrer völligen Reinigung daselbst verbleiben müssen. Die Schicksale der Menschen sind bis ins kleinste vorherbestimmt und unabänderlich. Beten führt aus halbem Wege zu Gott, Fasten bringt an den Eingang zum Himmel, und Almosen eröffnen die Pforten desselben. Darum muß der Moslemin täglich fünf Gebete sprechen, das Antlitz nach Mekka gerichtet, und sich fünfmal reinigen. Die Zeit des Gebets verkündet der Rufer von den Minarets der Moscheen (Tempel) herab. Der Freitag ist der mohammedanische Sabbath. Jeder Moslemin muß sich des Weines enthalten und einmal in seinem Leben eine Wallfahrt nach Mekka unternehmen. Mord, Diebstahl und andere Verbrechen werden streng bestraft. Der Islam muß über die ganze Erde verbreitet werden; darum ist es die Pflicht der Moslemin, den heiligen Krieg gegen die Ungläubigen zu

8. Geschichte des Mittelalters - S. 192

1888 - Wiesbaden : Kunze
192 Dritte Periode des Mittelalters. war nach und nach auf sieben gesteigert worden; man zählte die Taufe, die Firmung, das Abendmahl, die Beichte, die letzte Ölung, die Ehe und die Priesterweihe dazu. Die Lehre von der Verwandlung des Brotes und Weines im Abendmahl in den Leib und das Blut Christi wurde kirchlich festgestellt, und die Befürchtung, daß von dem Blute des Herrn etwas verschüttet werden könne, entzog den Laien seit dem 12. Jahrhundert den Gebrauch des Kelches, welcher den Priestern allein verblieb. 1215 wurde durch Innocenz Iii. bestimmt, daß die Ohren beichte die unerläßliche Bedingung der Vergebung der Sünden sei. Eine Menge neuer Festtage zu Ehren Marias und der Heiligen kamen auf, so Mariä Geburt, Allerheiligen, Allerseelen und das Fronleichnamsfest zur Verherrlichung des Abendmahlwunders. Gegen die Einrichtungen des Papsttums und die Änderungen der alten apostolischen Kirche erhoben sich aber schon im Mittelalter verschiedene Bestrebungen, insbesondere die einiger strengen Mönchsorden, ferner die des Arnold von Brescia, der Waldenser und Albigenser. Klösterliche Einrichtungen. Im Mittelalter gab es viele ehrwürdige und fromme Männer, welchen das weltliche, üppige und herrschsüchtige Wesen des Papstes und der Geistlichkeit zuwider war. Schon von Ansang an hatten die Klöster mit ihrer strengen Zucht und ihrer einfachen Lebensweise einen entschiedenen Gegensatz gegen das in der Kirche allmählich eingerissene weltliche Wesen gebildet, obgleich auch sie zu großem Besitz und Einfluß gelangten. Fromme Leute glaubten nämlich keinen wohlthätigeren Gebrauch von ihrem irdischen Gute machen zu können, als es einem Kloster zu vererben. Dadurch kamen die Klöster zu großem Vermögen, welches sich noch bedeutend vermehrte, seitdem sie durch päpstlichen Machtspruch auch das Recht erhielten, ihre Insassen samt den verstorbenen Verwandten zu beerben. Wer in ein Mönchs- oder Nonnenkloster eintreten wollte, mußte ein Prüfungsjahr oder Noviziat bestehen. Kein Mönch durfte vor dem vollendeten 14. Jahre, keine Nonne vor dem 12. das Klostergelübde ablegen und eingekleidet werden. Die Kleidung bestand in einem rauhen, härenen Gewände. Der Vorsteher der Mönchsklöster war der Abt, welchem unbedingt gehorcht werden mußte; ihm zunächst stand der Prior, dann kam der Dechant, der Kellermeister, der Ökonom, der Kantor re. Dem Nonnenkloster stanb die Äbtissin vor, welcher wieder ähnliche Würden untergeordnet waren; doch mußte es einen Prior für den Gottesdienst, die Messe, die Predigt, die Beichte, die letzte Ölung re. haben, weil solche kirchliche Verrichtungen einer Frau nicht übertragen werden konnten.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 194

1888 - Wiesbaden : Kunze
194 Dritte Periode des Mittelalters. der Dominikaner, reisender Prediger, welche ein ebenso strenges Leben wie die Franziskaner führen sollten. Um 1272 hatten die Dominikaner schon 400, die Franziskaner über 1000 Klöster. Verwandte Orden waren die Karmeliter und Augustiner, welche wie die Franziskaner ihren Unterhalt durch Einsammeln milder Gaben suchten und ihre Entbehrung, Armut und Demut durch kein irdisches Gut gestört wissen wollten. In den beiden Bettelorden hatte das Papsttum seine mächtigste Stütze, die Franziskaner oder Minoriten blieben in der innigsten Verbindung mit dem Volk und wirkten als Seelsorger in demselben, der Orden der Dominikaner befaßte sich mit der Pflege der Wissenschaften, übernahm die Lehrstühle an den Universitäten, brachte die größten Kirchenlehrer hervor, und bekämpfte die Irrlehren, verbreitete aber auch die Schrecken der Ketzergerichte unter den Völkern des Abendlandes. So hohe Achtung auch manche Orden und Klöster dadurch verdienen, daß sie die Kultur des Landes, den Unterricht, die Religion und die Wissenschaft zu Zeiten ernstlich pflegten, so sind doch in späteren Zeiten die Klagen über Laster und Ausschweifungen der Nonnen und Mönche nicht unbegründet. Sekten. Im Laufe des 12. Jahrhunderts bildeten sich in Oberitalien und im südlichen Frankreich einige Sekten, welche der katholischen Lehre entsagten und sich die Reinen (Cathari, Cazzari, woraus der Spottname Ketzer entstanden ist) nannten. Ein Beispiel der Auflehnung gegen das Papsttum gab schon Arnold von Brescia in Rom (§.27, 2), der sein kühnes Unternehmen mit dem Leben büßen mußte; andere folgten. Die Waldenser. Petrus Waldus, Kaufmann zu Lyon, stiftete die Gemeinde der Waldenser. Im Sommer 1170 befand sich Waldus in einer Versammlung angesehener Bürger zu Lyon, als plötzlich einer der Anwesenden tot zur Erde fiel. Dieser unvorhergesehene Todesfall erschütterte ihn so sehr, daß er ernstlich für sein Seelenheil zu sorgen sich vornahm. Vor allem suchte er die Lehren der heiligen Schrift sich zugänglich zu machen; er ließ sich mehrere Bücher derselben in seine Muttersprache übersetzen und las fleißig darin. Die Worte Matth. 19, 21: „Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe, was du hast, und gieb es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komme und folge mir nach" — ergriffen ihn so sehr, daß er seine Habe verkaufte und das Geld an die Armen verschenkte. Außerdem stiftete er einen apostolischen Verein zur Predigt des reinen Evangeliums unter dem Landvolke, welcher sich den Namen der „Armen von Lyon" beilegte. Anfangs glaubte man, diese Waldenser wollten nur einen

10. Geschichte des Mittelalters - S. 197

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 30. Das Rittertum und die Ritterorden. 197 eiser, hat nirgends schrecklicher gewütet als in Spanien. Die spanische Inquisition verurteilte von 1481 —1808 342000 Personen; von diesen wurden 32 000 in Person, 18 000 im Bildnisse verbrannt und die übrigen mit strengen Strafen heimgesucht. In Spanien wurde die Inquisition erst 1820 abgeschafft. Auch in Deutschland trat 1231 der Dominikanerkonrad von Marburg, der Beichtvater der heiligen Elisabeth, aus, um dieketzer aufzuspüren und „zur Ehre Gottes" zu verbrennen. An 80 Menschen starben auf dem Scheiterhaufen. Als aber der Inquisitor sich nicht mehr mit dem armen Volke begnügte, sondern auch Adlige vor seinen Richterstuhl lud, wurde er nebst zwölf Helfershelfern im Walde von Kappel bei Marburg erschlagen. Ein stehendes Ketzergericht konnte sich in Deutschland nicht halten. §. 30. 2)as Juffedum ums ttie litteroitien. Eine der glänzendsten Erscheinungen und Eigentümlichkeiten des Mittelalters war das Rittertum. Es war entstanden, als der bei den Germanen übliche Heerbann aufgehört hatte, und erhob sich zwischen dem höheren Adel, welcher sich im Besitze von Reichslehen befand, und dem Hörigen. Der Ritterstand bildete den niederen Adel und umfaßte sowohl die Inhaber von Lehnsgütern wie auch die Dienstmannen (Ministerialen) der Herrenhöfe; er war durch gemeinsame Sitte und Lebensanschauung so innig verbunden, daß jeder förmlich in denselben ausgenommen werden mußte. Wer Ritter werden wollte, mußte demnach einem freien Geschlechte angehören. Die ersten sechs Jahre blieb der Knabe unter der Aufsicht der Mutter, nachher wurde er als Edelknabe an den Hof des Lehnsherrn oder eines fremden Ritters geschickt, wo er neben kleinen dienstlichen Verrichtungen in Gottesfurcht und feiner Sitte unterwiesen wurde und die ritterlichen Künste erlernte. Im 14. Jahre erhielt der Junker oder Knappe einen Degen, mußte von jetzt an die Pferde und Waffen seines Herrn besorgen, ihn begleiten und im Kampfe aus dem zweiten Gliede mitstreiten. So vorbereitet, gelangte der Knappe mit dem 21. Jahre zur Ritterwürde, bei deren Er-teilung große Feierlichkeiten üblich waren. Nach einem strengen Fasten brachte der Knappe die Nacht mit einem Priester und Paten im Gebete zu und empfing das heilige Abendmahl. Dann trat er in die Kirche, wo er eidlich gelobte, Gott zu fürchten uni) zu ehren, täglich die heilige Messe zu hören, für den christlichen Glauben zu streiten, die Kirche und ihre Diener zu schützen, die Unschuld zu schirmen, dem Vaterlande zu helfen, dem Kaiser gehorsam zu sein, das gegebene Wort zu halten und tadellos vor Gott und
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